Abstract
Die „Panikstörung” wurde erstmals von Klein (1964) als ein nosologisch eigenständiges
Krankheitsbild definiert, wobei er dezidiert die Auffassung vertrat, dass diese vor
allem durch eine neuro-physiologische Dysfunktion bedingt sei. In den letzten Jahren
konnte diese ausschließlich biologische Erklärung der Panikstörung empirisch nicht
bestätigt werden, weswegen gegenwärtig vor allem eine multifaktorielle Pathogenese
von neurobiologischen und psychologischen Wirkfaktoren als Ursache angenommen wird.
Die psychodynamischen Hypothesen zur Pathogenese der Panikstörung beziehen sich im
Wesentlichen auf zwei Modelle: 1. konfliktbedingte Angst und deren Einbindung in
neurotische Symptome, 2. Angst als Ausdruck einer geringen Konflikt- bzw. Spannungstoleranz
bei ausgeprägter Ich-struktureller Schwäche (z.B. bei Borderline-Persönlichkeitsstörung).
Entwicklungspsychologische Aspekte der Internalisierung von ängstigenden Bindungs-
bzw. Beziehungserfahrungen werden ergänzend mit einbezogen. An zwei Fallbeispielen
werden grundsätzliche Gesichtspunkte zur psychodynamischen Behandlungstechnik der
Panikstörung erörtert, wobei auch auf die besondere Bedeutung angstkonfrontierender
Maßnahmen eingegangen wird. Zusammenfassend wird für die künftige Psychotherapie
der Panikstörung ein störungsspezifisches und schulenübergreifendes Behandlungskonzept
favorisiert.
Keywords
Panikstörung - Pathogenese der Panikattacke - psychodynamische Psychotherapie - therapeutischer
Prozess - multimodales Therapiekonzept